geschrieben an die Freunde Brigitte und Winfried "Jolly" Koll
Jolly Koll war auf der ersten Reise über den Atlantik mit an Bord der VAGANT
09-10-08
Friedel Klee mit Sextant
Die VAGANT an Kap Hoorn
Liebe Brigitte, lieber Jolly,
nun haben wir die Azoren erreicht und dabei fast so etwas wie ein Rennen gewonnen. Normalerweise segelt man von Süden kommend bei 25 Grad über den Äquator, wo die Flautengebiete der Doldrums am schmalsten sind. Wenn man dann aber den Nordost-Passat erreicht, steht man so weit westlich, daß gegen den starken Nordostwind ein weiter Bogen nach West, in den Atlantik nicht zu vermeiden ist, bevor man die umlaufenden oder westlichen Winde in der Gegend der Azoren erreicht. Hiscock hat für diese Strecke mal 51 Tage gebraucht, Gisel Ahlers mit demselben Schiff etwa zur gleichen Zeit wie wir 35 Tage und ein englisches Paar mit einem Schiff so groß wie VAGANT, das Ascension 1 Tag vor uns verließ, ist noch nicht angekommen. Wir haben nämlich so etwas wie den großen Luvtrick gemacht: von Ascension mit dem Südostpassat bei 18 Grad W über den Äquator, direkt auf die Kap Verde Inseln zu. Die Doldrums sind laut Wetterkarte dort nur knapp 100 sm breiter als weiter westlich. Wir schafften sie aber in drei Tagen, sind dann 1.000 sm hoch am Wind durch den Nordost-Passat gebolzt (Jolly kennt ja seine fröhlichen Windstärken! ), haben uns in zwei Tagen durch die Flautenlöcher der Roßbreiten gemogelt, erreichten dann wieder Ost bis Nordost-Wind und kamen mit einem kleinen Sturm zum Schluß nach 28 Tagen in Horta an. Der Trick lag darin, keine Umwege zu machen, die einem die alten Segelanweisungen aufzwingen! Wir segelten 3.100 sm, während Koch z.B. 3.250 sm in 37 Tagen segelte. Die alten Anweisungen waren wohl mehr für Schiffe ohne Motor (den wir allerdings auch nur stundenweise benutzten), die keine Höhe laufen konnten. Alles, was unter 40 Tagen lag, sah man immer schon als ganz gut an.
Von hier ab segeln wir mit Crew. Ein junges Paar aus Süddeutschland besucht uns, er will etwa 1 Woche mit in den Azoren segeln und sie bleibt als Crew bis zum Kanal bei uns.
Und da kommt unser erstes Problem in Europa: unsere Karten reichen nämlich bis L'Abervrac, den Rest hat ein "Herr Koll" mit nach Hause genommen. Wie wär's, wenn Ihr beide sie uns nach dort bringen und gleich ein Stück mitsegeln würdet?
Wir wissen natürlich noch nicht, wann wir dort sein können. Im Augenblick sieht die grobe Planung so aus:
ETD (vermutliche Auslaufzeit) Azoren 1. August
ETA (Ankunft) L'Abervrac 15. August
Es kann natürlich sein, daß wir noch einen kleinen Umweg über England machen und wie lange das dann dauert, wissen wir jetzt natürlich noch nicht. Wir werden Euch aber unterwegs mit kurzen Nachrichten über unsere ETD's und ETA's auf dem Laufenden halten. Da wir ja immer noch etwas locker mit unserer Zeit umgehen können, braucht nach der Ankunft natürlich nicht gleich jemand auf der Matte zu stehen, wir können schon ein bißchen warten.
Herzlichen Dank übrigens an den Club für den netten Geburtstagsgruß!
Skip hat sich sehr darüber gefreut.
Tschüß
Ursel + Friedel